Papierfiguren stehen auf einer Wage, die im Ungleichgewicht ist.
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Chancengleichheit in MINT-Berufen

In der Kindererziehung sind Eltern wichtige Vorbilder. Schon kleine Sätze im Alltag, etwa zu Rollenbildern, können Kinder motivieren oder verunsichern. Mit offener Sprache stärken Sie Ihr Kind und geben ihm Mut, seinen eigenen Weg zu gehen.

Ein Beitrag von:

Lucrezia Oberli, Akademie der Wissenschaften a+

Typische Frauenberufe – Typische Männerberufe 

Kinder hören genau hin. Fragen wie „Was möchtest du später einmal werden?“ wirken oft harmlos, setzen aber Erwartungen. Schlagen wir Buben vor, sich später einmal um Kinder zu kümmern? Oder ermutigen wir Mädchen, Bauprojekte zu entwerfen? Dahinter stehen traditionelle Rollenbilder zu Mann und Frau, die wir unbewusst weitergeben.

Bei der Erziehung von Kindern unterstützen Komplimente teilweise klassische Rollenmodelle und sind nicht neutral: Mädchen werden für Freundlichkeit und Sanftheit gelobt, Buben für Stärke und Mut. So lernen Kinder früh, was angeblich zu ihnen „passt“. Diese Unterschiede können ihr Selbstvertrauen beeinflussen und was sie sich zutrauen. 

Als Erwachsene sollten wir Vorbild sein und unsere Kinder stärken. Sprechen Sie nicht über Frauenberufe oder Berufe für Jungs: unabhängig vom Geschlecht steht jedem Kind alles offen; auch sogenannte MINT-Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Rollenbilder geben wir oft unbewusst an unsere Kinder weiter. Das muss nicht sein.

Frauen & MINT  

Eltern als Vorbilder

Eltern können viel bewirken, wenn sie ihre Sprache bewusst wählen. Machen Sie Mädchen auch Komplimente für Mut, Entschlossenheit oder Intelligenz. Bestärken Sie Jungen in ihrer Kreativität oder Fürsorge. Geben Sie allen Kindern die Freiheit, sich auszuprobieren – ob bei Spielzeug, Büchern, Farben oder Freizeitaktivitäten. So lernen sie, dass nichts „falsch“ ist, nur weil es nicht dem Klischee entspricht.

Spannende Berufe für Frauen

Kinder brauchen Gelegenheiten, Neues kennenzulernen. Besuche in Museen, einem Labor oder in einer Tüftelwerkstatt eröffnen andere Blickwinkel auf Interessen und Talente. Alle Kinder sollten die Freiheit haben, ihr Wissen in den Fächern zu vertiefen, die sie interessieren - unabhängig von ihrem Geschlecht. Denn Kinder können viele Fähigkeiten erwerben, wenn sie motiviert sind. Auch Berufe lassen sich vielfältig vorstellen: Ein Mädchen kann Architektin werden, ein Junge Kindergartenpädagoge – beides ist möglich. 

3 Tipps für mehr Freiraum

Eltern helfen, wenn sie Interessen nicht sofort einschränken, sondern verschiedene Zukunftsbilder zulassen.

Machen Sie Ihrem Kind Komplimente für Eigenschaften wie Mut, Ausdauer, Kreativität oder Klugheit – nicht nur für Nettigkeit bei Mädchen oder Stärke bei Buben. So lernt Ihr Kind: Viele Fähigkeiten sind wertvoll, unabhängig vom Geschlecht.

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, selber zu entscheiden, womit es sich beschäftigt. Ob Fussball, Ballett, LEGO oder Malen – jedes Interesse ist erlaubt. Die Freiheit, Neues auszuprobieren, stärkt Selbstvertrauen und Neugier.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über verschiedene Berufe – auch solche, die nicht dem typischen Rollenbild entsprechen. Es gibt nicht DIE Lehrberufe für Jungs oder DIE guten Ausbildungsberufe für Frauen. Anregungen dazu finden Sie z.B. beim Nationalen Zukunftstag, wo Kinder Einblicke in ungewohnte Berufswelten erhalten. 

Berufe im Bereich Technik 

Manchmal fürchten Kinder, dass sie ausgelacht oder ausgeschlossen werden, wenn sie ungewöhnliche Interessen zeigen. Das betrifft besonders Mädchen, die sich für Technik begeistern. Hier können sichere Lernräume helfen, zum Beispiel Angebote nur für Mädchen. Dort können sie sich ausprobieren, ohne Druck von aussen. Nehmen Sie als Eltern solche Ängste ernst, geben Sie Rückhalt und sprechen Sie Ihrem Kind Mut zu. Es lohnt sich, denn im Bereich MINT gibt es eine ganze Menge interessante Berufe mit Zukunft für Frauen.

Chancengleichheit bleibt wichtig

Kinder sollen wissen: Familie und Beruf sind kein Widerspruch. Mädchen dürfen lernen, dass sie nicht zwischen Karriere und Kindern wählen müssen. Jungen dürfen erfahren, dass Fürsorge genauso wertvoll ist wie Durchsetzungsstärke. Auch Unternehmen achten heute stärker auf faire Bedingungen. Die Kinder, die von klein auf lernen, dass ihnen viele Wege offen stehen, starten mit mehr Zuversicht in die Zukunft.

Superkräfte für alle

Kinder, die schon früh Fähigkeiten wie technisches Verständnis, logisches Denken oder räumliches Vorstellungsvermögen üben, können in stressigen Situationen besser reagieren. Solche „Superkräfte“ nützen sowohl auf der Baustelle als auch im Kindergarten oder in der Grossküche. 

Portrait von Lucrezia Oberli
Ein Beitrag von:

Lucrezia Oberli, Akademie der Wissenschaften a+

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz konzipieren im Auftrag des Bundes Programme und Projekte zur Förderung von MINT-Aktivitäten. Die Angebote sind überregional und in allen Landesteilen wirksam. Lucrezia Oberli ist Koordinatorin der Fachstelle MINT Schweiz und Mutter eines sechsjährigen Kindes.  Mehr zum Engagement von a+

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Fragen und Antworten

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Welcher Beruf ist für ein Mädchen am besten geeignet?

Die Frage sollte nicht lauten, welche Berufe es für Mädchen gibt, was feminine Berufe sind oder welche Ausbildung am besten zu einer Frau passt. Was auch heute teils noch als klassische Frauenberufe und typisch für Mädchen angesehen wird, entspricht längst nicht mehr der Realität. Alte Rollenmodelle vermitteln hier ein falsches Bild. Denn egal ob Mädchen oder Bub: jedes Kind ist einzigartig, hat seine ganz eigenen Interessen und Talente, und muss sich ausprobieren können, um zu entdecken, was es am besten kann. Als Eltern können wir dabei nur unterstützen, für alles offen sein und Türen öffnen. 

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Welcher Beruf hat die beste Zukunft?

Diese Frage beschäftigt alle Eltern: Welche Berufe haben Zukunft? Und wo verdient man auch als Frau gut Geld? Unsere Gesellschaft und damit auch die Berufswelt verändern sich rasant. Die Digitalisierung, künstliche Intelligenz (KI) und andere Entwicklungen haben einen starken Einfluss, und was gestern noch ideal war, kann heute in einer Sackgasse enden. Am besten lassen Sie Ihre Kinder an einem Girls’ Day oder dem Nationalen Zukunftstag frei entscheiden, in welche Berufe sie hineinschnuppern möchten. MINT Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik haben Zukunft und sind sowohl für Buben als auch für Mädchen bestens geeignet. 

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Was sind typische Geschlechterrollen?

Rollenklischees und typische Geschlechterrollen sind auch heute noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Zu den Rollenbildern in der Gesellschaft gehört beispielsweise, dass Mädchen schlecht in Mathematik sind und nichts in der Informatik zu suchen haben oder Buben kein Ballett machen oder nicht als Kinderbetreuungsperson arbeiten sollten.  Sie tun Ihren Kindern einen Gefallen, wenn Sie diese typischen Geschlechterrollen und Klischees in Frage stellen und über Bord werfen. So ermöglichen Sie Ihrem Kind einen unbeschwerten, perfekten Start ins Leben und in eine erfolgreiche Zukunft. 

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