«Mich hat immer fasziniert, wie alles entstanden ist.»
Günther ist Rektor der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Dort ist er für die Lehre an der Hochschule verantwortlich. Zuvor war er Professor für Physik und forschte viele Jahre am CERN, dem grössten Forschungszentrum für Teilchenphysik. Günther ist leidenschaftlicher Wissenschaftler und möchte auch Kinder für MINT-Themen begeistern.
Interview mit Günther
Was wolltest du als Kind werden?
Mein grosser Wunsch war, Astronaut zu werden. Ich war schon immer fasziniert vom Weltraum und den Raumschiffen. Leider hat das nicht geklappt. Eine andere Idee war, Biologe zu werden und mich mit Gen-Technologie zu befassen. Am Ende wurde ich Physiker und habe das nie bereut.
Weshalb hast du dich für Physik entschieden?
Physik beschäftigt sich mit den Grundgesetzen der Natur. Sie sucht Antworten auf Fragen wie: Woraus besteht alles? Wie ist das Universum entstanden? Das hat mich schon immer fasziniert.
Du warst lange beim CERN. Was hast du dort gemacht?
Das CERN ist das weltgrösste Forschungszentrum für Teilchenphysik. Dort kommen tausende von Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt zusammen, um Experimente am grössten Teilchenbeschleuniger der Welt zu machen, dem “LHC”. Damit können wir Elementarteilchen und die Kräfte dazwischen untersuchen.
Der LHC ist eine riesige Röhre in einem 27 km langen Tunnel tief unter der Erde. Darin werden winzige Teilchen mit positiver elektrischer Ladung fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Sie fliegen aus entgegengesetzten Richtungen aufeinander zu und stossen an vier Stellen im Tunnel zusammen.
Dort untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit speziellen Messgeräten, was bei den Zusammenstössen passiert, zum Beispiel welche neuen Teilchen dabei entstehen.
So können wir Hinweise erhalten, wie das Universum entstanden ist. Ich habe an diesen Experimenten am CERN mitgearbeitet und auch Arbeitsgruppen geleitet, welche sich mit der Analyse der vielen Daten beschäftigen.
Was machst du heute als Rektor der ETH Zürich?
Ich bin Mitglied der Schulleitung. Gemeinsam entscheiden wir über alle wichtigen Dinge, zum Beispiel Regeln für den Alltag von Studierenden, Lehrenden und Forschenden.
Als Rektor trage ich die Verantwortung für die Lehre, das heisst für alle Studiengänge, von Mathematik über Maschinenbau bis hin zu Gesundheitswissenschaften. Es gibt sogenannte Bachelor- und Master-Studiengänge, das Doktoratsstudium und die Weiterbildung. Diese ist für Leute, die studiert haben und bereits einer Arbeit nachgehen. Sie kommen an die ETH, um sich für bestimmte Themen auf den neuesten Stand der Wissenschaft bringen zu lassen.
Mein Alltag besteht aus vielen Gesprächen: mit Professor*innen, Studierenden, Mitarbeitenden, Politiker*innen oder auch Rektor*innen anderer Universitäten.
Was würdest du denken, wenn deine Tochter auch Physik studieren will?
Es würde mich einerseits freuen, weil sich dann die Gelegenheit ergäbe, mich mit ihr über viele spannende Themen der Physik vertieft zu unterhalten. Andererseits ist es mir nicht so wichtig, ob sie am Ende wirklich Physikerin wird oder sich für etwas anderes entscheidet. Wichtig ist, dass sie am Ende das macht, was ihr am meisten Freude bereitet.
Wie können Eltern ihre Kinder neugierig auf Naturwissenschaften machen?
Indem sie Fragen ernst nehmen und gemeinsam Antworten suchen. Auch kleine Experimente im Alltag, zum Beispiel mit Wasser, Licht oder Pflanzen zeigen Kindern, dass Naturwissenschaften überall sind und Spass machen.
Welche praktischen MINT-Kompetenzen hast du in deinem Beruf entwickelt, die dir auch im Alltag helfen?
Analytisches Denken hilft in jeder Situation im Leben. Das bedeutet: Wenn du ein Problem hast, solltest du nicht sofort eine Entscheidung treffen oder dir eine feste Meinung bilden. Besser ist es, zuerst verschiedene Seiten zu betrachten, Möglichkeiten zu vergleichen und einige auszuschliessen. Erst dann solltest du eine gut überlegte Entscheidung fällen.
Superkräfte wie die von Günther
Entwickle die Superkräfte, die du brauchst, um verborgene Welten zu entdecken.